Vernachlässigte Prävention – was mit Corona auf der Strecke blieb

Die Corona-Pandemie hält die Welt seit nunmehr fast drei Jahren in Atem. Nach dem ersten Schock angesichts des neuartigen Virus und der großen Unsicherheit über mögliche schwere und tödliche Verläufe folgten harte Restriktionen wie Lockdowns und Kontaktbeschränkungen. Besonders gemieden wurden in dieser Zeit Arztpraxen, denn dort vermuten die meisten Menschen ein erhöhtes Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken.

Dabei ist oft unbeachtet geblieben, dass die Praxen strenge Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben, damit ihre Praxen zu keinen „Hot-Spots“ der Infektionsausbreitung werden.

Dennoch meiden viele Menschen weiterhin den Gang zum Arzt, da sie befürchten, sich dort mit dem pandemischen Virus zu infizieren.
Wenngleich das Coronavirus inzwischen dank der Impfkampagnen und der erworbenen Immunität in der Bevölkerung viel von seinem anfänglichen Schrecken verloren hat, gibt es dennoch weiterhin Unsicherheit, der viele Menschen einen großen Bogen um Arztpraxen machen lässt.

Problematisch dabei:
Der Besuch beim Arzt ist nicht nur sinnvoll, wenn man an einer akuten oder chronischen Krankheit leidet, die man selbst nicht mit Hausmitteln behandeln kann, sondern dient auch der Prävention von schwerwiegenden Erkrankungen.
So ist beispielsweise die Frühuntersuchung auf verschiedene Krebserkrankungen eine der zentralen Leistungen der meisten Praxen.
Bei einigen Vorsorgeuntersuchungen, wie zum Beispiel beim Hautkrebsscreening, kam es bei der Inanspruchnahme laut ÄRZTEBLATT Anfang 2020 zu einem Rückgang von rund 20 %. Dieser Trend setzte sich 2021 in gleicher Größenordnung fort.

Damit droht Deutschland eine weitere Pandemie: Die stark reduzierte Zahl der Vorsorgeuntersuchungen könnte dazu führen, dass sich Krebserkrankungen unerkannt über einen längeren Zeitraum in der Bevölkerung ausbreiten. Wenngleich bösartige Tumore, im Gegensatz zum Coronavirus, nicht ansteckend sind, ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass die Chance auf eine erfolgreiche Krebstherapie immer geringer wird, je länger ein Tumor unbehandelt wachsen kann. Daneben gibt es weitere, nicht-neoplastische, Erkrankungen, die umso besser behandelt werden können, je frühzeitiger mit einer Behandlung begonnen wird. Dazu zählt vor allem Diabetes.

Aus diesem Grund ist dringend anzuraten, dass womöglich ausgefallene Vorsorgeuntersuchungen rasch nachgeholt werden. Neben den Vorsorgeuntersuchungen ist es ebenso sinnvoll, den bestehenden Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls auffrischen zu lassen. Wenngleich zuletzt vor allem das Coronavirus und die entsprechenden Impfungen im Fokus der Öffentlichkeit standen, so gibt es dennoch viele weitere Erkrankungen, gegen die eine möglichst aktueller Impfschutz bestehen sollte.

Besonders sollten jetzt solche Vorsorgeuntersuchungen nachgeholt werden, die für das persönliche Risiko eine hohe Relevanz haben: So ist der Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen, die zugehörige Vorsorgeuntersuchung ist die Mammographie. Daten der DAK zeigen, dass die Inanspruchnahme dieses Angebot zur Früherkennung der oft schwerwiegend und tödlich verlaufenden Erkrankung um etwa 20 % nachgelassen hat. Diese Zahlen belegen deutlich, dass ein erheblicher und dringender Nachholbedarf beim Mammographie-Screening besteht.

Häufigste Krebsart bei Männern ist der Prostatakrebs, entsprechende Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen werden von urologischen Praxen angeboten. Auch ein Prostatakarzinom ist äußerst tückisch, denn es wächst oft über einen langen Zeitraum, ohne dabei Symptome zu verursachen.

Die am häufigsten bei beiden Geschlechtern auftretende neoplastische Erkrankung ist der Darmkrebs.
Rund 60.000 Menschen erkranken jedes Jahr daran, etwa 25.000 sterben daran. Die meisten Fälle treten bei älteren Menschen auf, doch auch jüngere können betroffen sein. Die Darmkrebsvorsorge war schon immer ein leidiges Thema, wie die immer wieder offenbar werdende Notwendigkeit für breite Aufklärungskampagnen zeigt. Dennoch ist sie essenziell, um die Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Die Darmkrebsvorsorge besteht aus einer Reihe von Untersuchungen und Tests, die über den Arzt oder Gastroenterologen bezogen werden können. Ziel ist es, Veränderungen im Darm zu entdecken, bevor sie entarten können.

Neben Krebsvorsorgeuntersuchungen und den empfohlenen Impfungen ist es sinnvoll, auch andere Vorsorgeuntersuchungen nachzuholen. Dazu zählt die Diabetes-Vorsorgeuntersuchung, aber auch regelmäßige Gesundheits-Check-ups, die nicht an einen bestimmten Anlass gebunden sind, aber von den Krankenkassen empfohlen werden, um die Entstehung späterer Krankheiten zu vermeiden.
Nicht zu vergessen sind in diesem Zusammenhang auch zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen. Diese sorgen nicht nur dafür, dass bereits bestehende Schäden am Gebiss behandelt werden können, bevor starke Schmerzen entstehen und möglicherweise Behandlungen notwendig werden, die zum Verlust von Zähnen führen. Auch das Risiko, kostspieligen Zahnersatz zu benötigen, sinkt, wenn zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrgenommen werden. Die regelmäßige Teilnahme an diesen Untersuchungen wird auch von den Krankenkassen honoriert, die bei Zahnersatz einen Bonuszuschuss leisten, wenn regelmäßig eine zahnärztliche Kontrolle durchgeführt wurde und nachgewiesen werden kann.

Dies sind alles gute Gründe, eventuell ausgefallene Vorsorgeuntersuchungen zeitnah nachzuholen. Wenn Sie sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus fürchten, bedenken Sie, dass die Arztpraxen alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben, auf das Risiko von Ansteckungen auf ein Minimum zu reduzieren. Zu Ihrer eigenen Sicherheit achten Sie auf gründliche Händehygiene und tragen Sie, wenn Sie sich dadurch sicherer fühlen, zwei FFP2-Masken übereinander.
Denn die Vernachlässigung von Vorsorgeuntersuchung erhöht das Risiko drastisch, dass Erkrankungen unerkannt bleiben, deren Schwere über die von COVID-19 deutlich hinausgehen kann.

Foto: Pixabay / marcinjozwiak
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